Anfang (4:17) und Informationen zum Portät Alberto Moravias






















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Aus dem Kommentar:

Den einen gilt er als „Vergil der römischen Vorstädte“, den anderen schlicht als Pornograph. Alberto Moravias Werke haben eine Weltauflage von 150 Millionen Exemplaren. Der 80jährige hat eine ungeduldige Energie. Im Verkehrschaos zu chauffieren, ist seine Leidenschaft, wie das Reisen: In der Sowjetunion hat er gerade zu Tschernobyl Stellung genommen, nächste Woche liest er vor tausend Zuhörern in Köln. Moravia redet überall mit, und dies nicht erst, seit er als Abgeordneter der KPI ins Europaparlament gewählt wurde.

„Wenn man die italienischen Schriftsteller liest“, schrieb Alfred Andersch, „staunt man, mit welcher uralten Klugheit sie nach den Mythen der Jugend greifen; es ist, als kämen sie gar nicht auf die Idee, sie könnten etwas schildern, das sie nicht so genau kennen wie den Bezirk ihrer ersten Schritte, den Raum, in dem sich ihr Bewußtsein entwickelte. Das ist der Grund, warum wir uns mit Moravia immer in Rom befinden.“

Moravia hat sein ganzes Leben in Rom verbracht. Er kannte Rom noch als die città eterna, als die ewige oder besser zeitlose Stadt mit ihrer ganzen Schönheit, wie auch Goethe sie kannte. Im Rom seiner Jugend lebte noch die Gesellschaft des ausgehenden 19. Jahrhunderts. In deren Wertvorstellungen wuchs er auf. Heute,1987, blickt Moravia auf eine Lebenserfahrung von 80 Jahren zurück, in denen er den Wandel der italienischen Gesellschaft erlebte und in seinen Büchern erzählte.

Die Stadt sei für ihn, sagt Moravia, nur ein Bühnenbild. Die Hauptdarsteller und Statisten seiner Romane und Erzählungen flanieren über die bekannten Plätze und führen durch das italienisch-römische Ambiente, das den besonderen Reiz der Werke Moravias ausmacht.

Rom ist für Moravia aber nur eine „Kulisse aus Pappmasché; er ist an den menschlichen Dramen interessiert, den Grundkonflikten menschlicher Beziehungen – Konflikte zwischen den Geschlechtern, Söhnen, Töchtern, Müttern, Vätern. Rom ist für ihn beliebig. Die Romane könnten auch in Paris oder Athen spielen, sagt er.

Moravia wohnt abseits des historischen Zentrums, am Tiber. Ein nüchternes Viertel am Lungotevere della Vittoria - eine Adresse eher von Beamten oder Verwaltungsangestellten.

Moravias Romane spielen in den Interieurs der Bürgerwohnungen, die zu Kleinbühnen werden. Moravias Vorliebe fürs Dramatische mag daher rühren, dass er früh von den klassischen griechischen Tragödien und den Dramen Shakespeares fasziniert war. Sein Interesse an menschlichen Konflikten hängt aber auch mit seiner Biographie zusammen...


Der 35minütige Film versucht, die biographischen Linien Moravias mit seinen gesellschaftlichen Erfahrungen und denen der Stadt Rom zu verbinden und in den Romanen und Erzählungen zu spiegeln.



Buch: Christoph Klimke / Gerhard Lampe

Regie: Christian Feyerabend

Kamera: Lutz Becker / Bernhardine Schippers

Schnitt: Lutz Becker

Ton: Georg Helmig

Produktion: Gerhard Lampe

Redaktion: Gudrun Ziegler


Länge: 35 Min.

Produziert in 16mm-Umkehr im Auftrag des © ZDF

Erstausstrahlung am 30.11.1987 im ZDF


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