Gerhard Lampe websites
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Trailer (2:50) und Informationen zu „Fernsehkanonen...“
Informationen:
Die Nationalsozialisten haben das Fernsehen nicht erfunden, aber sie haben es für ihre Zwecke zu nutzen und zu entwickeln versucht. Seit 1930 sind die grundlegenden Erfindungen des elektronischen Fernsehens geleistet. In den Folgejahren wird experimentiert und perfektioniert, von der „Eröffnung des ersten regelmäßigen Fernsehprogrammdienstes“ am 22. März 1935 über die Live-Übertragungen bei den Olympischen Spielen 1936 und Konferenzschaltungen von den Nürnberger Reichsparteitagen mittels Kabelstrecken bis zu den Unterhaltungssendungen für Verwundete („Lazarettfernsehen“).
Fernsehen blieb allerdings auf wenige Tausend Zuschauer beschränkt (in Fernsehstuben oder Krankenhäusern). Die zivile Freigabe mit dem Einheitsempfänger FE 1 stand 1939 unmittelbar bevor, wurde aber durch die Konzentration auf das militärische Fernsehen zurückgenommen. Gleichwohl wurde das Programm weiterentwickelt und entstanden damals Grundmuster auch des deutschen Nachkriegsfernsehens. Ganz bewußt verzichtete das Propagandaministerium auf unmittelbar politische Sendungen und setzte gezielt auf Unterhaltung, z.B. mit Volksmusiksendungen, Sportübertragungen, Spielfilmen, Varieté-Veranstaltungen wie die in den 40er Jahren legendäre Sendung mit dem bezeichnenden Titel „Wir senden Frohsinn - wir spenden Freude“, in der die Stars auch der 50er Jahre auftraten: Ilse Werner, Marika Rökk, Theo Lingen...
Auch das militärische Fernsehen kommt zur Sprache: z.B. in der Entwicklung der „sehenden Bombe“, einer Gleitbombe, die mit Kamerakopf, Sender und Fernsteuerung ausgerüstet war, um als Vorläufer der „cruise missiles“ exakter Tod und Zerstörung zu bringen.
Als Zeitzeugen konnten gewonnen werden:
• Manfred von Ardenne (Technikpionier, Erfinder des elektronischen Fernsehens);
• Günter Greiner (Redakteur des „Zeitgeschehens“);
• Horst Hewel (Entwicklungsingenieur bei Telefunken);
• Kurt Hinzmann (Prokuktionschef des Berliner Fernsehsenders 1938-41 und Leiter des Fernsehsenders Paris);
• Hans-Jürgen Nierentz (erster Intendant, 1995 verstorben);
• Frithjof Rudert und Rolf Maly (Entwicklungsingenieure der Fernseh-AG und Konstrukteure der „sehenden Bombe“;
• Wilm ten Haaf (Regisseur von Fernsehspielen, 1995 verstorben);
• Karl Tetzner (Nachrichtenoffizier).
Programmausschnitte aus dem frühen Fernsehen führen vor Augen, was die Zuschauer in den Fernseh- und Lazarettstuben und an den wenigen Privatgeräten zu sehen bekamen: großenteils bislang unbekanntes und durch die Recherche zu diesem Film gefundenes Archivmaterial - wie z.B. Sendungen des „Zeitgeschehens“: Eröffnung des „ersten regelmäßigen Programmdienstes“ 1935; Staatsbegräbnis Paul Nipkow 1940; Ausstrahlungen von der Olympiade 1936 und von den Nürnberger Reichsparteitagen; Ausschnitte aus Fernsehspielen wie „Karl und Anna“ (das abgesetzt wurde, als der Hauptdarsteller Joachim Gottschalk mit seiner Familie Selbstmord beging, weil seine Frau ins Konzentrationslager abtransportiert werden sollte); Beispiele aus Unterhaltungssendungen aus dem Deutschlandhaus („Bunte Abende“: Musiknummern und eine „Lasso-Stepptänzerin“) und Übertragungen aus dem Kuppelsaal im Olympiagelände („Wir senden Frohsinn - wir spenden Freude“: Die Scala-Girls tanzen vor 1.000 Verwundeten).
Dazu kommen Photos und andere Dokumente aus dem Besitz von Zeitzeugen, beispielsweise von einem Monitor abgenommene Filmaufnahmen, die zeigen, was die „sehende Bombe“ bei ihrem Zielanflug auf ein Schiff an die Kommandozentrale sendete. Akten aus Firmenarchiven erhellen erstmals auch ein dunkles Kapitel aus der Geschichte der Elektronikkonzerne: z.B. die „Arisierung“ der Fernseh-AG (Loewe musste seine Aktien an Bosch verkaufen).
Kamera: Wolfgang Kuhn
Ton: Werner Greiten
Schnitt: Ingo Ehrlich und Gerhard Lampe
Sprecher: Christian Korp
Mischung: Meik Kornführer
Buch, Regie, Produktion: Gerhard Lampe
Redaktion: Karl Mertes (WDR) und Horst Königstein (NDR)
Länge: 59 Min.
Produziert in Betacam sp im Auftrag des (©) WDR
Erstausstrahlung 30.12.1996 (WDR)
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