Anfang (4:13) vom und Informationen zum Dokumentarfilm „Aufgedeckt: das Grab von Königin Editha“


















Informationen:

Jahrhunderte lang galt sie als verschollen, Historiker und Archäologen glaubten, dass der prunkvolle Steinsarg von Königin Editha, der ersten Frau von Kaiser Otto dem Großen, im Magdeburger Dom leer sei, ein Scheingrab also. Editha starb vor mehr als 1.000 Jahren. Niemanden wunderte es, dass ihre sterblichen Überreste durch die Wirren bewegter Jahrhunderte einfach verschwunden waren. Dann die Sensation, als Archäologen 2008 bei Forschungsgrabungen im Dom das Kenotaph mit einer Minikamera befahren und darin einen kleinen Bleisarg finden. Die Inschrift nennt Editha als Bestattete und datiert die letzte Umbettung auf das Jahr 1510. Er wird nach Halle in das Speziallabor des Landesmuseums gebracht, um den Inhalt genauer zu erforschen. Die Fachwelt horcht auf, als der Sensationsfund bekannt gemacht wird. Nur die Magdeburger protestieren, dass man den Sarkophag geöffnet und ihre „Stadtheilige“ heimlich in die Konkurrenzstadt „entführt“ hat. Landesarchäologe Meller und Kultusminister Olbertz rechtfertigen die Maßnahme mit konservatorischen Gründen und machen wissenschaftliche Interssen gegenüber dem Glauben geltend. Denn wirklich zu wissen, ob die Gebeine Editahs im Bleisarg enthalten sind, eröffnen kulturelle und politische Horizonte von europäischer Dimension. Also machen sich zahlreiche Wissenschaftler an die Arbeit und analysieren den Inhalt des Bleisargs, in dem sich tatsächlich Knochen, Zähne, Stoffreste und andere organische Materialien befinden. Ein Team von Historikern, Archäologen, Biologen und Anthropologen analysiert die Funde. Sind es tatsächlich Überreste von Editha? Dann hätte Deutschland seit langem wieder einen Königsfund ersten Ranges!

Zwei Jahre lang sind mehrere Teams mit Indizienbeweisen beschäftigt, bis man sich sicher sein kann: Weiblich war die bestattete Person, etwa 30-40 Jahre alt, sie saß oft zu Pferde, aß hochwertige Nahrung, lebte in Wessex zunächst in wechselnden Standorten, ab dem Alter von neun Jahren dann nur noch an einem Ort. – All dies passt zu den biografischen Daten. Denn zunächst zog Editha mit ihrem Vater König Edward im Reich umher. Nach der Scheidung ihrer Mutter im Jahr 919 lebte sie dann in einem Kloster in Salisbury. Auch die Beifunde des Sarginhalts sprechen für Editha: Man gab kostbare Stoffe mit ins Grab – in Purpur gefärbt, wie es nur dem Adel zukam. Und selbst Insektenreste aus dem Sarg stimmen mit den Daten der letzten Umbettung der Königin im Jahre 1510 überein: Als dieser nämlich im Frühsommer für eine Nacht im Freien stand, sind Junikäfer hineingekrochen.

2010 erfolgt schließlich die feierliche Wiederbestattung Edithas mit über 1.000 Besuchern. Unter den Rednern ist auch der englische Gesandte Nobel, der sich bei den Archäologen dafür bedankt, dass ihre Arbeiten dazu beigetragen haben, die Frühgeschichte Englands zu präzisieren und mit Editha eine angelsächsische Grablege ersten Ranges gefunden zu haben.

Der Film begleitet die Momente des sensationellen Fundes, den Streit zwischen den Ansprüchen von Glauben und Wissenschaft und die mühsame Suche nach der Wahrheit um die Identität einer Königin, die vor 946 Jahren starb und fast in Vergessenheit geraten wäre.

Der Film lief auf dem Internationalen Archäologie-Filmfestival Cinarchea/Archäomediale in Brandenburg im Oktober 2015 im Wettbewerb und nimmt auf Einladung des Goethe-Instituts auf dem Internationalen Archäologie-Filmfestival in Belgrad im März 2016 teil.


Kamera: Thomas Knebel / Jan Siegmeier

Ton: Jessen Mordhorst

Sprecherin: Marie Anne Fliegel

Musik: Vocalconsort Labia vocalia: Conductus Beata viscera / Jubilate Domino;

Martin Günther: Allegro in D-Dur (Heinrich Rinck)

Buch, Regie, Schnitt: Gerhard Lampe

Produktion: Hallisches Institut für Medien e.V. und Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt © 2015

Länge: 45 Min.

Format: DV und HD, 16:9


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