Trailer (3:35) und Informationen zum Porträt Jürgen Kuczynski






















Informationen:

Jürgen Kuczynski (* 17. September 1904 in Elberfeld; † 6. August 1997 in Berlin) war ein deutscher Historiker und Wirtschaftswissenschaftler.

Jürgen Kuczynski war der Sohn des Statistikers Robert René Kuczynski. Seit 1930 war er KPD-Mitglied. Während des Krieges war er in England im Exil. Nach seiner Rückkehr in den sowjetisch-besetzten Teil Deutschland wurde er am 30. Juni 1947 zum ersten Vorsitzenden der Gesellschaft zum Studium der Sowjetunion (Vorläufer der GDSF) gewählt. Aufgrund von aus der Sowjetunion kommenden antijüdischen Tendenzen wurde er aus dieser Position 1950 wieder entfernt.

Er wurde einer der prominentesten und produktivsten Wissenschaftler der DDR, Begründer und Leiter der Abteilung Wirtschaftsgeschichte im Institut für Geschichte der Akademie der Wissenschaften und später Direktor des auf ihn zugeschnittenen Instituts für Wirtschaftsgeschichte an der Humboldt-Universität Berlin. Er war langjähriges Mitglied des ZK der SED.

Als 1968 emeritierter Professor konnte er sich in den 1980er Jahren erfolgreich als „Querdenker und fröhlichen Marxisten“ insbesondere bei jüngeren Regimekritikern darstellen. Ausgangspunkt dafür war sein 1983 erschienenes damals viel gelesenes gemäßigt kritisches Buch „Dialog mit meinem Urenkel“. Seine öffentlichen Vorträge waren sehr populär. Aufgrund seines „revolutionären Hochadels“ und hohen Alters besaß er zuletzt in der DDR eine gewisse Narrenfreiheit. Zuletzt war er im PDS-Ältestenrat aktiv tätig.

Kuczynski besaß eine der mit ca. 70.000 Bänden größten und wertvollsten Privatbibliotheken der DDR (diese wurde 2003 von der Zentral- und Landesbibliothek Berlin übernommen).

Auszeichnungen: 1949 und 1974 Nationalpreis; 1969 Karl-Marx-Orden; 1979 Stern der Völkerfreundschaft; 1984 Vaterländischer Verdienstorden; 1989 Ehrenspange zum Vaterländischen Verdienstorden

Veröffentlichungen: Von Jürgen Kuczynski stammen 3.000 - 4.000 Veröffentlichungen. Davon sind nach eigener Aussage „nur etwa 100 Bücher oder stärkere Broschüren“.

Wissenschaftliche Hauptwerke sind:

• „Geschichte der Lage der Arbeiter“ (40 Bände),

• „Studien zur Geschichte der Gesellschaftswissenschaften“ (10 Bände),

• „Geschichte des Alltags des deutschen Volkes“ (5 Bände)

Belletristisch u.a.:

• „Dialog mit meinem Urenkel“. 19 Briefe und ein Tagebuch. 2. Auflage Berlin 1984

Claudia Hahm und Gerhard Lampe portraitierten Kuczynski für die WDR-Reihe „DDR-Profile“ (Sendedatum: 25.6.1990). Im Frühjahr 1990, in der Zeit des Wahlkampfes in der untergehenden DDR, besuchten sie Kuczynski in seiner Villa in Weißensee, begleiteten ihn und seine Frau Marguerite beim Urnengang (18. März 1990) und fingen die Atmosphäre des Umbruchs ein, auf den Kuczynski mit Freude, aber auch mit Skepsis und Wehmut reagiert. Hahm und Lampe skizzieren den Lebenslauf des großbürgerlichen marxistischen jüdischen Gelehrten, befragen ihn nach wichtigen Stationen (Faschismus, Exil, Stalinismus) und lassen Zeitzeugen zu Wort kommen, um den widersprüchlichen Charakter Kuczynskis besser zu verstehen: einen Vertreter der jüngeren Generation der Urenkel, den Autor Michael Sollorz; den Schriftsteller und Freund Stephan Hermlin; Helga Nussbaum, Kuczynski-Schülerin und Kollegin am „Institut für Wirtschaftsgeschichte“.


Buch: Claudia Hahm und Gerhard Lampe

Regie: Gerhard Lampe

Kamera: Joachim Pritzel / Norbert Tielkes

Ton: Tim van Beveren

Schnitt: Angela Lehmann / Margitta Hilterscheid

Sprecher: Christian Korp

Aufnahmeleitung: Susanne Erbacher

Produktionsleitung: Klaus Geiss

Redaktion: Helga Märthesheimer


Länge: 45 Min.

Produziert in 16mm-Neg. vom © WDR

Erstausstrahlung am 25.6.1990 WDR


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