Lehrveranstaltungen Lampe, Filmanalyse
Filmmusik 2: das Symphonieorchester
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Filmmusik 2: das Symphonieorchester
Film war immer, seit 1895, von Musik begleitet, je nach Budget vom Piano über kleine Ensembles bis zum großen klassischen Symphonieorchester – wie in den Kompositionen von Gottfried Huppertz für Fritz Langs Die Nibelungen (D 1922/24) oder von Edmund Meisel für Sergej Eisensteins Panzerkreuzer Potemkin (UdSSR 1925). Als sich der Tonfilm Ende der 1920er Jahre durchsetzte, befürchteten die Filmmusiker arbeitslos zu werden, doch rasch wurde deutlich, dass man sie mehr denn je brauchte. Und so richteten alle großen Studios in Hollywood oder in Babelsberg eigene Symphonieorchester ein.
Mit diesen Orchestern zog die so genannte „Programmmusik“ des 19. Jh. u.d.h. ganz wesentlich Kompositionsprinzipien Richard Wagners (1813-1883) in die Studios und Kinos ein. Erich Wolfgang Korngold, Franz Waxman oder Max Steiner sind die Komponisten des „Golden Age“ der „Hollywood-Symphonik“ der 1930er Jahre, die in dieser Tradition stehen. Und diese Tradition feiert seit der Wiederkehr der Filmsymphonik in den 1990er Jahren, als Computerprogramme Orchester zu verdrängen begannen, fröhliche Urständ. Wenn man also etwas in Erfahrung bringen will über die Klangräume und -syntagmen der Filmmusik, dann kommt man nicht umhin, sich mit dem Orchester allgemein zu beschäftigen und seinen Instrumenten und deren Funktionen im Ensemble im Besonderen.
Benjamin Britten, The Young Person‘s Guide to the Orchestra
GB 1946
Das klassische moderne Symphonieorchester...
... und seine Instrumente und Positionierung aus der Sicht des Dirigenten:
Tabelle: emotionale Werte von Instrumenten
Diese Tabelle stammt vom amerikanischen Filmkomponisten Marlin Skiles aus seiner Publikation „Music Scoring for TV and Motion pictures“ (Blue Ridge Summit: Tab Books 1976, S. 71, in der Übersetzung von Hans-Christian Schmidt, Filmmusik. Kassel: Bärenreiter 1982, S. 61): Es gibt auch andere Tabellen; diese hat den Vorzug, auch nach Registern zu differenzieren.
Eine besonders wundervolle Gelegenheit, das Orchester kennenzulernen, ist Benjamin Brittens The Young Person‘s Guide to the Orchestra, geschrieben für einen Film über die Orechsterinstrumente. Das Stück hat die Form eines Themas mit Variationen, das auf einen Tanz von Henry Purcell zurückgeht. Im nebenstehenden Video (Länge 16:27) habe ich den Text aus dem „Cambridge Buch der Musik“ (hg. von Stanley Sadie u. Alison Latham: deutsch 1994: Zweitausendeins, S. 64) synchron zur Musik eingeblendet. Versuchen Sie, die Instrumente zu erkennen und zu orten und mit der unten stehenden Tabelle eines Filmkomponisten und dessen Rezepten zu emotionalen Werten von Instrumenten in Beziehung zu setzen.
Einspielung: London Symphony Orchestra 1986
Quelle: CD 1 zu „Cambridge Buch der Musik“ (hg. von Stanley Sadie u. Alison Latham: deutsch 1994: Zweitausendeins)