Lehrveranstaltungen Lampe, Filmanalyse
Filmmusik 3: Mood-Technik in King Kong
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Filmmusik 3: Mood-Technik in King Kong
Die frühen Manifestationen der „Mood“ oder „Score“ genannten Filmmusiktechnik fußen auf den oben (Seite Filmmusik 3) geschilderten musikalischen Mitteln der Affektstimulation und der Unterstreichung der emotionalen Schichten von Handlungen, inneren Regungen usw.. King Kong und die weiße Frau und die Kompositionen von Max Steiner (Regie: Merian C. Cooper / Ernest B.Schoedsack, USA 1933) haben Maßstäbe gesetzt und diese Technik etabliert.
Die Technik des Underscoring (Unterstreichens) ist erstmalig in Gänze in King Kong und die weiße Frau (USA 1933) angewandt worden.
Cooper/Schoedsack, King Kong und die weisse frau
USA 1933
Der Komponist Max Steiner hat hierin Filmgeschichte geschrieben. Steiner stammte aus einer Wiener Theaterdynastie; sein Großvater Maximilian Steiner war u.a. Direktor am Theater an der Wien, und sein Vater Gabor Steiner war in Wien ebenfalls Theaterdirektor. Max Steiner absolvierte die Wiener Hochschule für Musik und darstellende Kunst bereits mit 16 Jahren. Bereits mit 15 Jahren debütierte er 1903 mit seiner Operette Die schöne Griechin. Seine Ausbildung erhielt er u. a. von Gustav Mahler und Richard Strauss. In den Jahren 1904 bis 1914 wirkte Steiner als Dirigent und Arrangeur in Großbritannien, meistenteils in London. Anschließend siedelte er nach Amerika über, wo er zunächst als Komponist, Arrangeur und Dirigent tätig war. 1916 komponierte er seine erste Filmmusik. Max Steiner gehört neben Erich Wolfgang Korngold oder Franz Waxman zu den Filmmusikkomponisten, die die für das „Golden Age“ der „Hollywood-Symphonie“ stehen.
Die Geschichte dieses ersten King Kong-Films von 1933 ist rasch skizziert: Auf der Suche nach der Kulisse für einen Abenteuerfilm entdeckt ein Filmteam eine Insel, in deren Dschungel Dinosaurier, Riesenlibellen und andere Urwelttiere hausen. Der König dieser Welt, der Riesen-Gorilla Kong, entführt die schöne Hauptdarstellerin. Nachdem das Mädchen flüchten konnte, gelingt es, King Kong zu fangen und nach New York zu schaffen. Bei der feierlichen Präsentation in einem Theater reißt er sich los und flieht mit der Schauspielerin als Gefangene durch die labyrinthische Großstadt. Unter dem Dauerfeuer einer Flugzeug-Armada stürzt er von der Spitze des Empire State Buildings, nachdem er die Frau mit einer fast zärtlichen Gebärde abgesetzt hat. Man sieht schon hier, dass King Kong und die weiße Frau nicht nur ein Horrorfilm ist, sondern zugleich ein anrührender Film, der die Geschichte des Monsters als tragische Liebesromanze erzählt.
Der Film wurde auch berühmt nicht nur durch die Musik, auch durch seine Special Effects (Willis O'Brien) und das Sound Design, das lange unerreicht blieb: Das künstlich verlängerte Gebrüll des Affen und der langgezogene Schrei von Fay Wray, der "weißen Frau" in der Gewalt des Affen, machten Filmgeschichte.
Achten Sie bitte bei dem sechsminütigen Ausschnitt nicht nur auf Phallussymbole und die ritualisierten Gegensätze von Wildnis und Zivilisation, sondern ebenso auf ihre akustischen Pendants. Wie werden Affekte (von Handlungen und Charakteren) unterstrichen und stimuliert? Mit welchen Instrumenten? Mit welchen Melodiebögen und Rhythmen?
Seit King Kong und die weiße Frau ist die Funktion der Filmmusik als Verstärker des Bildes bzw. der kinematografischen Narration für den Tonfilm etabliert: Verdeutlichung und Antizipation der Handlung, Dramatisierung, Charakterisierung der Figuren, Leitmotive, inneres Erleben sind nur einige Stichworte zu deren Charakterisierung.