Lehrveranstaltungen Lampe, Filmanalyse Transszenische Montagemuster

 
 

Im Laufe der Kinematographie haben sich neben den Mustern der intraszenischen Montage (Auflösungen auf der Bühne des 180°-Schemas) mehrere transszenische Montagemuster herausgebildet, die auf diesen Seiten erläutert werden: cross cutting, match cut und jump cut als die gebräuchlichsten und augenfälligsten.

Hier geht um das cross cutting / die Parallelmontage. Zusammengefasst bedeutet das Montagemuster:

ein kreuzweises Hin- und Herschneiden von zwei oder mehreren Handlungssträngen in derselben Zeit, aber nicht, jedenfalls zunächst nicht, am selben Ort; die Handlungsstränge stehen miteinander in Beziehung, z.B. Verfolgungs-jagden (Schnitte von Jägern auf Gejagte) und müssen sich am Ende auch am selben Ort – physisch – treffen;
es ermöglicht Sprünge durch Raum und Zeit;
es führt zu Dramatisierung der Hand-lung; erhöht Tempo und Spannung;
ermöglicht die Montage von Teiler-eignissen: Alles Redundante, Langweilige: technische, ästhetische und darstellerische Mängel können weggelassen werden, so dass nur die spannendsten, informativsten und besten Momente gezeigt werden;
langweilige Einzelszenen können manchmal durch cross cutting verbessert werden.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts experimen-tierten die Filmemacher noch eher im Verborgenen, wenn sie neue Montagemuster ausprobierten.

 

cross cutting

Am Beispiel von David Wark Griffith‘s Death‘s Marathon (USA 1913)

David Wark Griffith hat beispielsweise bereits mit dem Kurzfilm „Death's Marathon“ (USA 1913, 1:00) geradezu in Form einer filmischen Vorstudie von der Parallelmontage Gebrauch gemacht: Ein Mann ruft seine Frau an und kündigt seinen Selbstmord durch die Kugel an. Die Frau schickt einen Hausdiener zu ihrem Mann, während sie ihn durch Gespräche und ihr Kind, das sie an die Sprechmuschel hält, ablenken will, bis hoffentlich die Hilfe beim zum Selbstmord Entschlossenen angekommen ist und Schlimmeres verhindern kann. Während Mann und Frau (aufgenommen in halbnaher Kadrierung und in angedeuteter Schuss-/Gegenschuss-Position) miteinander telefonieren, rast der Diener mit dem Automobil zum Aufenthaltsort des Mannes: Wir erhoffen die „Rettung in letzter Minute“ – vergebens: Der Mann erschießt sich, offensichtlich am Telefon hörbar.

Das Telefon spielt über die dramaturgische Funktion hinaus eine wichtige Rolle: Es fungiert hier auch  als die Schnur, die das Unzusam-menhängende verbindet, d.h. es macht die für die Zeit gewöhnungsbedürftige Parallelmontage als simultanen Ortswechsel verständlicher.